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Bildhauer Jussuf Abbo: vom Osmanischen Reich in die Weimarer Republik.

Ab dem 8. November 2019 würdigt das Kunsthaus Dahlem mit einer Ausstellung der Werke von Jusduf Abbo erstmals seit 1945 wieder in einem musealen Rahmen einen Bildhauer, dessen Schaffen in Deutschland von 1910-1933 vielfach beachtet wurde, nach dem Ende der NS-Diktatur aber nahezu gänzlich in Vergessenheit geriet.

Ende des 19. Jahrhunderts im Osmanischen Reich geboren, lebte Jussuf Abbo seit den 1910er Jahren in Berlin. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war Jussuf Abbo 1935 nach England emigriert, wo er jedoch nicht an seine früheren künstlerischen Erfolge anknüpfen konnte. Abbo verstarb 1953 vollkommen verarmt im Exil. Aufgrund zahlreicher Zerstörungen während der dramatischen Emigration des jüdischen Künstlers aus Deutschland nach England sind nur wenige seiner frühen Werke erhalten geblieben. Die Konfiszierungen in Museen 1937/38 durch die Nationalsozialisten und das zum Teil freiwillige Einschmelzen der Bronzen durch öffentliche Sammlungen trugen zu einer weiteren Reduzierung der Werke bei.

Begleitet von einer umfangreichen Publikation soll die Ausstellung dem bislang unsichtbaren Oeuvre des Künstlers aus den Jahren zwischen 1920 bis 1950 - hier mit Skulpturen und Papierarbeiten - eine Öffentlichkeit verschaffen und es seiner kunsthistorischen Bedeutung entsprechend würdigen. Abbo wurde zwischen 1888 und 1890 in Safed/Palästina geboren. Als junger Mann arbeitete er 1909–1910 am Bau der Preußischen Augusta-Victoria-Stiftung in Jerusalem. Dort wurde der deutsche Architekt Otto Hoffmann auf ihn aufmerksam und vermittelte ihm eine Ausbildung in Deutschland. Ab 1913 studiert Abbo an der Königlichen akademischen Hochschule für bildende Künste in Berlin. Mit Ausstellungen bei Paul Cassirer (1919), Fritz Goldschmidt & Victor Wallerstein (1921), Ferdinand Möller (1922 und 1928) und Alfred Flechtheim 1932 war er in den damals wichtigsten Galerien für moderne Kunst präsent.

Souverän bewegte sich der Bildhauer in den 1920er Jahren in den Künstler*innen-Kreisen der Hauptstadt. Befreundet war er mit der Dichterin Else Lasker-Schüler, die ihn in ihren Briefen erwähnte und ihm Gedichte widmete: »[Er] spricht die Sprache der Beduinenfürsten, die von den Wüstenvögeln ihre Laute lernten. Als Kind ritt er auf wildem Pferde mit den Stämmen. Ganz weiß ist Jussuff Abbus Herz geblieben. Doch seine Brauen, urwäldlich verwachsen, verfinstern seine Galiläeraugen« (Else Lasker-Schüler, Jussuff Abu, 1923). Während Abbo in Ausstellungen national und international Anerkennung fand begann sich seine finanzielle Situation zu verschlechtern – Börsencrash und Weltwirtschaftskrise zogen den Kunstmarkt in Mitleidenschaft. Und auch die politischen Umstände wurden zunehmend widrig. 1933 sah sich Abbo, der mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches als staatenlos galt, zur Emigration nach England gezwungen. Dort schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch. Da es an Geld mangelte, um die nunmehr heimatlosen Kunstwerke unterzubringen, zerstörte der Künstler vor seinem Tod 1953 zahlreiche Arbeiten. Mit der Ausstellung Jussuf Abbo trägt das Kunsthaus Dahlem zur aktuellen Aufarbeitung der Kunst- und Museumsgeschichte vor, während und nach der NS-Zeit bei. Die Ausstellung wird gefördert von den Geschwistern Mehler und dem Freundeskreis Kunsthaus Dahlem /Bernhard Heiliger Kunsthaus Dahlem Käuzchensteig 8 14195 Berlin Laufzeit der Ausstellung: 8. November 2019 – 20. Januar 2020 Öffnungszeiten: Mittwoch–Montag 11:00–17:00 Uhr Dienstag geschlossen Fotos: Pressestelle Kunsthaus Dahlem JUSSUF ABBO Maske vom Nordmeer um 1922, Bronze Nachlass Jussuf Abbo, Brighton/England Foto: Mark Heathcote JUSSUF ABBO Frauenkopf 1928, Zinn Nachlass Jussuf Abbo, Brighton/England Foto: Gunter Lepkowski

Foto Jussuf Abbo: Wikimedia Commons https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Jussuf_Abbo.jpg#mw-jump-to-license

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