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Architektur im Stadtbild: Bauhaus in Berlin

Aktualisiert: 24. Okt. 2019

Im Bauhaus-Jubiläumsjahr lohnt es sich, in Berlin auf Spurensuche zu gehen. Unter den Gründern der Schule in Weimar war auch der Schweizer Maler und Farbtheoretiker Johannes Itten (1888-1967), der für seine Mitgliedschaft in der religiös-rassistischen Mazdaznan-Bewegung später nicht unumstritten war.

Bereits 1916 gründete er eine Kunstschule in Wien, ab 1919 baute er am Bauhaus den sogenannten Vorkurs, eine die künstlerische Arbeit ergänzende ganzheitliche Ausbildung, auf. Nach Differenzen am Bauhaus verließ er die Kunstschule und gründete in Berlin eine eigene. Unterrichtet wurden Maltechniken, Farblehre, Architektur, Innenarchitektur, Werbegrafik, Bildhauerei und Fotografie, es gab Erwachsenen- und Kinderklassen. Ittens Ziel war eine generalistische Ausbildung, die als Basis für die individuelle künstlerische Kreativität der Schülerpersönlichkeiten gedacht war. Teil des Unterrichts waren auch Atem- und Bewegungsübungen.

Unter den Lehrenden waren Praktiker wie der Fotograf Umbo und andere, auch ehemalige Bauhauslehrer wie Ernst Neufert, Georg Muche und Gyula Pap sowie Bauhausabsolventen. Itten war ökonomisch erfolgreich und kooperierte mit anderen Kunstschulen und Institutionen.

1929 wurde ein von dem Berliner Bau-Unternehmer Wilhelm Peters neu erbautes Haus Sitz der Schule an der Konstanzer Straße 14 in Berlin-Wilmersdorf. Dort blieb die Schule bis zu ihrer von den Nationalsozialisten erzwungenen Schließung. An dem damals modernen im Stil der neuen Sachlichkeit erbauten Haus findet sich heute eine Gedenkplakette und eine Bild-Wortcollage mit bauhistorischen Fotos und Anmerkungen. Die Fassade mit schachbrettartig eingesetzten Fenstern hatte ein gläsernes Treppenhaus. Der Schriftzug „Itten-Schule“ war mittig rechts und links vom Treppenhaus angebracht. Ittens Schule bezog drei Etagen mit Zugang zur Dachterasse. Bauherr Peters war Itten auch privat verbunden, seine Kinder waren Schüler bei Itten. Itten wiederum entwarf das Logo für Peters Bau-Firma.

Wilhelm Peters erkannte einen frühen Bedarf des aufkommenden Mobilitätszeitalters und integrierte im Erd- und Kellergeschoss Autogaragen mit etwa 100 Stellplätzen. Nach Schließung der Schule baute Peters die Klassenräume zu Wohnungen um und vermietete die Ateliers an Künstler. Die Garagen wurden zwischenzeitlich zur Markthalle.

Nach schwerer Beschädigung im zweiten Weltkrieg ließ Peters das Haus wieder aufbauen, jedoch ohne die markante Fassade. Nach Verkauf durch die Erben Peters ist das Haus heute in Privatbesitz.

Itten verband viel mit dem Bau an der Konstanzer Straße, für ihn wie seine Schüler war das Haus in der kurzen Zeitspanne 1929-1934 die Verkörperung seines Kunstgedankens und gleichzeitig eines der modernsten Gebäude der Stadt. Er schrieb in seinem Berliner Tagebuch 1929: „Hier in dem neuen Haus beginne ich dieses neue Tagebuch in der Hoffnung, dass immerfort Neues zu mir komme, der Geist des Fortschritts uns inspiriere und durch die innere Berufung die jungen Menschen zu ihrer Berufung geführt werden können, allen zur Freude, allen zum Erfolg und dass dem Wirken des guten Gedankens ein Denkmal gesetzt werde.“

Fotos: Bauaktenarchiv Charlottenburg-Wilmersdorf, Bauwelt 1931, Informationstafel Konstanzer Straße 14, Qultur Berlin

Foto Johannes Itten von Paula Stockmar: Wikimedia Commons https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Itten001.jpg#mw-jump-to-license

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