Im Mai 2021 hätte das Schlosspark Theater in Berlin-Steglitz sein 100jähriges Bestehen feiern können. Pandemiebedingt fand am Jubiläumstag, dem 12. Mai, keine Festvorstellung statt, diese soll jedoch nachgeholt werden.
Die Geschichte des Theaterbaus reicht weiter als 100 Jahre zurück, bis in das Jahr 1804, als das Gutshaus Steglitz im klassizistischen Baustil errichtet wurde. Architekt des Hauses war Heinrich Gentz nach Entwürfen von David Gilly; Bauherr Carl Friedrich von Beyme. Um 1885 wurde das Gebäude des jetzigen Schlosspark Theaters vom Kaufmann Hans Heinrich Müller auf dem Gelände des Wirtschaftstraktes des sogenannten "Wrangelschlösschens" (Gutshaus Steglitz) erbaut und zunächst als Tanzsaal und Restauration genutzt.
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Kaum war die damalige preußische Landgemeinde Steglitz in Groß-Berlin eingemeindet, fand dann nach einem Umbau ab 1921 das Theater mit 440 Plätzen in diesem Gebäude eine neue Unterkunft.
Während der Weltwirtschaftskrise wurde dort der Eintritt sogar vorübergehend in Naturalien, Butter und Eiern, entrichtet. Vorübergehend wurde das Theater als Kino genutzt
Nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1945 führte der legendäre Regisseur und Staatsintendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins, Boleslaw Barlog, das Theater 27 Jahre lang bis 1972 und inszenierte dort über 100 Stücke. Unter anderem gehörten Hildegard Knef, Klaus Kinski und Martin Held zum Ensemble. Den Prolog des Eröffnungsabends nach Kriegsende im November 1945 sprach übrigens Hildegard Knef als junge Schauspielanfängerin.
Doch wie kam Barlog zu "seinem" Schlosspark Theater? In seinen Memoiren schrieb er dazu: „Es fing alles damit an, dass man auf den Augenblick lauerte, an dem man während der russischen Besatzung die Wohnung wieder verlassen konnte, dann wurde meine Frau verkleidet und dann zogen wir beide los, zu Fuß, es gab keine Straßenbahnen, überhaupt kein Verkehrsmittel, und so wanderten wir durch Berlin. Da kamen wir vorbei an einem alten Theater, das zuletzt nur noch als Kino gedient hatte, das Steglitzer Schloßparktheater, es war ein ausgebranntes Theater, eigentlich eine Ruine, wir gingen rein und fanden es eigentlich spielfertig. Das Dach war noch drauf, die Stühle standen noch drin, und ich dachte: Hier könnte man doch eigentlich Theater spielen.“
Der Beginn war wegen des schwierigen Nachkriegsalltags nicht einfach. Zuschauer brachten Holz und Briketts mit, um das Haus beheizen zu können. Barlogs probte mit einer gekochten Kartoffel in der Hosentasche als Proviant.
Doch in der Nachkriegszeit feierten zeitnah deutschsprachige Erstaufführungen berühmter zeitgenössischer Dramatiker hier Premiere, so zum Beispiel 1953 Samuel Becketts bekanntes Stück "Warten auf Godot" in der Regie von Karl Heinz Stroux.
Für die Uraufführung der von Max Brod dramatisierten Fassung von „Das Schloß“ wurde das Ensemble des Theaters 1953 mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.
1950 wurde das Schlossparktheater (damals noch in einem Wort geschrieben) als Teil des Schillertheaters zum Staatstheater ernannt und war bis zur Auflösung der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins Anfang der 1990er Jahre dessen kleinere Spielstätte.
Weitere große Namen zu damaliger Zeit auf oder hinter der Bühne waren: Klaus Kinski, Erich Schellow, Johanna von Koczian, Klaus Kammer, Gudrun Genest, Bernhard Minetti, Berta Drews, Walter Franck, Marianne Hoppe, Carl Raddatz, Arthur Wiesner und Peter Ustinov.
Barlogs Nachfolger in der Theaterleitung waren erst Hans Lietzau und danach Boy Gobert.
Ab 1993, nach der Schließung der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin wurde das Schlossparktheater als Privattheater mit staatlichen Zuschüssen betrieben. Aus der Konkursmasse der nach der Wende abgewickelten Staatlichen Schauspielbühnen übernahm Heribert Sasse das Schlossparktheater als Privatbühne und leitete es bis 2002.
Ab 2004 war der Unterhaltungskonzern Stage Entertainment, der in Berlin auch das Theater des Westens und das Stage Bluemax Theater betreibt, vorübergehend Partner des Schlossparktheaters.
Ab Sommer 2006 wurden im Schlossparktheater zunächst keine Theatervorstellungen mehr gezeigt.
Im Dezember 2008 übernahm der Kabarettist Dieter Hallervorden das Schlosspark Theater, um es unter seiner Leitung als Sprechtheater ohne festes Ensemble zu bespielen.
Nach Umbauarbeiten wurde die Spielstätte am 1. September 2009 im Rahmen einer Gala wiedereröffnet. In den folgenden Jahren stand eine Vielzahl von Produktionen auf dem Programm.
Schlosspark Theater
Schloßstr. 48, 12165 Berlin
Tel.: 030 - 789 56 67-141
Redaktionelle Berichterstattung/ keine bezahlte Werbung
Historische Fotos: Schlosspark Theater
Fotos Innenansichten: DERDEHMEL/Urbschat/Pressestelle Schlosspark Theater
Titelfoto: facebook.com/qulturberlin
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