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Berliner Licht-Oase: James Turrells Lichtinstallation in der Friedhofskapelle

Der Dorotheenstädtische Friedhof I. an der Chausseestraße 126 in Mitte liegt direkt neben Brecht, also neben Brechts letzter Berliner Wohnadresse in der Hausnummer 125, dem heutigen Literaturforum im Brecht-Haus. Und Brecht liegt seit 1956 nur wenige Meter entfernt auf dem Friedhof, zusammen mit seiner Ehefrau Helene Weigel, gleich links um die Ecke herum.

Der Friedhof ist eine Oase im Berliner Großstadt-Dschungel, er liegt unweit einer der lautesten und bewegtesten Kreuzungen Berlins, Tor-Straße, Ecke Friedrichstraße.

Er ist auch ein Gesellschaftsbild Berlins über mehr als 250 Jahre. Hier liegen die Baumeister Schadow, Stüler und Rauch, Egon Bahr und Johannes Rau, Heinrich Mann, Dietrich Bonhöffer Anna Seghers oder der Schauspieler Ludwig Devrient.

Pompöse Mausoleen und einfach Grabstätten, auch Kuriosa finden sich auf dem Areal wieder. Wie z.B. die Grabstelle der Berliner Familie Hoffmann, die mit Kacheln und Ornamenten verziert, wie man sie auf alten Kachelöfen findet, ein buntes Zeichen auf dem Friedhof setzt. Das kommt nicht von Ungefähr, Friedrich Eduard Hoffmann war Baumeister und Erfinder der Ringöfen.

Und seit 2015 gibt es auf dem Friedhof auch eine Kunst-Oase. Die 1928 errichtete Kapelle wurde umfassend saniert und zugleich zu einem Kunstobjekt. Dank eines Mäzens und einer gemeinschaftlichen Finanzierung wurde sie mit einer Lichtinstallation des amerikanischen Licht-Künstlers James Turrell im Sommer 2015 wieder eröffnet.

Der Kunstbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Christhard-Georg Neubert, lud Turrell ein und dieser konnte sofort für die Idee, den kirchlichen Ort auch zu einem Kunstort zu machen, gewonnen werden.

Turrells gesamtes Werk ist der Auseinandersetzung mit Licht gewidmet. Im deutschsprachigen Raum dokumentierten Ausstellungen im Museum für angewandte Kunst Wien, in den Haag, Salzburg oder, in Bremen, in Friedrichshafen und im Kunstmuseum Wolfsburg seine lebenslange Neigung zum Licht. Internationale Installationen fanden und finden sich u. a. in Japan, Argentinien sowie in den USA. Turrell, Jahrgang 1943, examinierter Psychologe und Mathematiker, der zeitweise auch als fliegender Kartograph arbeitete, entdeckte in den 1970 Jahren einen erloschenen bis dato unbekannten Vulkankrater, den er später kaufte und durch Einbau unterirdischer Räume, Stollen und Schächte zu einem Himmelsobservatorium umbaute. Der Roden Crater in Kalifornien ist als sein Lebenswerk zu verstehen. Die Berliner Lichtskulptur in der Friedhofs-Kapelle besteht aus LED-Leuchten, die an den bis zum Boden reichenden Milchglas-Seitenfenstern der Kapelle, am Giebel und im Altarraum installiert sind. Sie erstrahlen mit wechselnden Farben jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang im Inneren der Kapelle. Der Eindruck unter den wechselnden Farben scheint Raum und Zeit begrenzt aufzulösen, gibt Zeit für Betrachtung und Besinnung gleichermaßen. Kirchenpragmatisch sind verschiedene Licht-Stimmungen programmiert, die einzeln auch für Trauerfeiern buchbar sind. Im besonderen Lichtschein der Kunstinstallation finden regelmäßig Einführungen in Turrells Lichtraum mit Lichtdemonstrationen oder auch Lesungen statt.


Aus urheberrechtlichen Gründen können Fotos von der Installation hier leider nicht veröffentlicht werden. Stattdessen nachstehend Beispiele aus Wikipedia Commons, die andere Licht-Kunstwerke Turrells zeigen.

https://evfbs.de/index.php?id=602

Foto: Mikenorton https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Raemar_Magenta.JPG

Foto Dornier-Museum: Stefan-Xp https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dornier-Museum-Lichtinstallation.jpg

Fotos Friedhofsmotive: Qultur Berlin

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