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Biographie im Stadtbild: Margarete Steffin, Schauspielerin, Muse, Mitarbeiterin und Geliebte Brechts

In Berlin-Mitte, seinem letzten Wohnbezirk, ist der Dichter Bertolt Brecht auch 63 Jahre nach seinem Tod direkt und indirekt stets präsent. Das Brecht-Haus an der Chausseestraße, direkt neben dem Dorotheenstädtischen Friedhof, wo der Autor und seine Ehefrau Helene Weigel begraben sind, oder die Skulptur auf der Bank vor dem Berliner Ensemble halten die Erinnerung wach.

Nahe der Luisenstraße, um die Ecke vom Schiffbauerdamm, fällt ein Straßenschild ins Auge, das einem der engsten Menschen aus Brechts Lebens- und Mitarbeiterinnen-Kreis gilt. Nach Margarete Steffin ist eine schmale Verbindungsstraße entlang der Bahntrasse zum Hauptbahnhof benannt.

Die Schauspielerin und Schriftstellerin Margarete Steffin (1908 - 1941) war ab 1931 Teil des Netzwerks der Brecht- Familie. Selbst aus einer Arbeiter-Familie stammend, begeisterte sie sich früh für Theater und Literatur, war in der Arbeiterkulturbewegung aktiv und Sprechschülerin von Helene Weigel.

Bei der Uraufführung von Brechts „Die Mutter“ 1932 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm mit Weigel in der Titelrolle spielte Steffin ein Dienstmädchen. Sie arbeitete überdies in der Theaterwerkstatt als Sekretärin.

Mit Brecht verband sie schnell eine Arbeits- und wie Brecht es stets mit seinen Mitarbeiterinnen hielt, eine Liebesbeziehung. Brecht profitierte literarisch von ihrer proletarischen Herkunft und bezog sie eng in seine Arbeit ein. Er schrieb: „Tatsächlich überblickt nur sie meine Tausende von Manuskriptblättern.“ Der Komponist Hanns Eisler soll über sie gesagt haben: „Sie war die wertvollste Mitarbeiterin von Brecht. Ich muss sagen, dass Furcht und Elend des Dritten Reiches – diese Arbeitermilieus – ohne Steffin nicht hätten geschrieben werden können. Steffin vermittelte gewissermaßen durch ihre Mitarbeit dem Brecht die Kenntnisse von der Berliner Arbeiterschaft, in der Wohnküche. Das brauchte Brecht dringend“.

Steffin führte Brechts Schreib-Werkstatt und wurde Co-Autorin u. a. bei „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Der gute Mensch von Sezuan“, „Das Leben des Galilei“ und „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Schließlich begleitete sie Brecht und seine Familie ins Exil, zunächst nach Dänemark, später in die Sowjetunion, es war geplant, dass die Gruppe von dort in die USA emigrieren sollte. Doch in Moskau starb Steffin 1941 an einer langjährigen Tuberkulose- Erkrankung.


Steffins eigene Werke umfassen Gedichte, autobiographische Schilderungen und vor allem die Brecht gewidmeten Sonette an Bidi. „Ich selbst möchte so gern auch produktiv sein, aber (...) immer wenn ich etwas beginne, habe ich Angst, dass die Leute sagen werden, ich hätte es nicht selbst gemacht. Und deshalb höre ich wieder auf. Oder ich glaube, dass es nichts taugt", schrieb sie in einem Brief an Knut Rasmussen.

Die Beziehung war sicherlich für Margarete Steffin schwieriger als für Brecht, Helene Weigel und Ruth Berlau waren ihm zu dieser Zeit ebenso nah wie sie ihm allein nah sein wollte.

Brecht schrieb angesichts ihres Todes das Gedicht „Nach dem Tod meiner Mitarbeiterin M.S.“. Dort heißt es: „Mein General ist gefallen, Mein Soldat ist gefallen, Mein Schüler ist weggegangen, Mein Lehrer ist weg, Mein Pflegling ist weg… Seit du gestorben bist, kleine Lehrerin, Gehe ich blicklos herum, ruhelos, In einer grauen Welt staunend, Ohne Beschäftigung wie ein Entlassener.“ (Quelle Gedicht: Wikipedia)


Fotos: Qultur Berlin

Foto Gedenktafel Steffin: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Margarete-Steffin-Gedenktafel,_Berlin-Rummelsburg,_532-638.jpg#mw-jump-to-license

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