top of page

Deutsche Oper: Mit Bratsche, Cello, Geige und Klavier gegen das Vergessen! #2

In einem besonders beachteten und berührenden Konzert im Rahmen der Kammermusik-Reihe von Musikerinnen und Musikern des Orchesters der Deutschen Oper Berlin erinnerten im Januar 2020 Mitglieder des Orchesters in Wort und Musik an vier ehemalige Musiker des Orchesters des Opernhauses, die unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft vertrieben oder ermordet wurden. Das Konzert war Wladislaw Waghalter, Max Rosenthal, Werner Lywen und Hans Kraus gewidmet. Nun wird die Reihe nach Corona bedingter Pause mit einem Konzert am 21. März in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin fortgesetzt.


Initiator und unermüdlich mit der Recherche von Lebenswegen, Angehörigen und Erinnerungsstücken und –texten befasst, die Aufschluss über Wirken, Überleben und/oder Tod der Verfolgten oder ermordeten Musiker geben, ist Benedikt Leithner, 1. Solo-Pauker des Orchesters der Deutschen Oper Berlin. Zusammen mit den Orchesterkollegen und der Schauspielerin Margarita Broich stellt er nun vier weitere ehemalige Musiker des Orchesters des Opernhauses vor, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und vertrieben wurden.


Das kommende Konzert ist gewidmet Alfons Hirsch, Bratsche, Max Nelken, Geige, Kurt Oppenheimer Geige, und Ernst Silberstein, Cello.


"Diese Musiker habe ich über die Liste der ehemaligen Orchestermusiker unseres Orchesters gefunden, die im Flur vor den Stimmzimmern aushängt", sagt Leithner. Die Namen habe er dann auch noch mit dem Bühnenjahrbuch der Saison 1932/1933 abgeglichen.

Wie beim letzten Konzert bilden die Musiker ein Streichquartett.


Nach dem ersten Konzert gab es sehr viele positive Rückmeldungen, berichtet Benedikt Leithner, vor allem auch von Mitarbeitern der Deutschen Oper.

Im Rahmen seiner Recherchen hatte Leithner Kontakt zu Angehörigen aufgenommen, Lebenswege verfolgt, Archive besucht und Dokumente zusammen getragen.

Auch diesmal geben Fotos den ehemaligen Orchesterkollegen ein Gesicht, Konzertkritiken verschaffen Aufschluss, welche Stücke von welchen Komponisten die Musiker aufführten und schufen das musikalische Fundament des moderierten Konzerts, bei dem Werke von Paganini, Beethoven, Toch, Dvorak und Karl Amadeus Hartmann zur Aufführung kommen.


Benedikt Leithner freut sich dabei über große Unterstützung. "Die Orchester Orchestre Suisse de la Romande und das Cleveland Orchestra haben mir auch geholfen". Weitere Informationen kamen aus dem Landes-, Bundes-, Arolsen- und Akademie der Künste-Archiv.


"Dieses Mal gab es keine Verbindung zu Nachkommen der Musiker", erzählt Benedikt Leithner. "Allerdings habe ich Kontakt zu der Enkeltochter von Karl Klingler, der im Leben des Solo-Cellisten Ernst Silberstein eine große Rolle gespielt hat".


Inzwischen sind auch Stolpersteine für drei der acht Musiker und ihrer Familien, die nicht emigrieren konnten und ermordet wurden oder während der Deportation starben, in Auftrag gegeben. Diese sollen an ihren ehemaligen Wohnorten in Charlottenburg und Tiergarten verlegt werden, allerdings sind die Bearbeitungszeiten hier sehr lang.


Für die nächste Saison ist schon ein weiteres Erinnerungskonzert für verfolgte ehemalige Mitarbeitende des Opernhauses aus anderen Abteilungen in Vorbereitung. So soll an die Lebenswege einer Sängerin, einer Chorsängerin, einer Tänzerin und eines Bühnenmalers erinnert werden. Sie alle wurden wegen ihrer kommunistischen Gesinnung und/oder jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten inhaftiert oder verfolgt.


Und Benedikt Leithner und seine Kolleginnen und Kollegen des Orchesters planen noch weiter voraus. Mit einem Sinfonie-Konzert soll verfolgten Dirigenten des Berliner Opernhauses gedacht werden. Im Fokus stehen werden Fritz Stidry und Paul Breisach. Zukunftsmusik aus der Vergangenheit.


Für das Konzert am 21. März gibt es noch Karten.


Hinweis:Redaktionelle Berichterstattung/keine Werbung.


Foto Benedikt Leithner: Bettina Stöß.


Foto Deutsches Opernhaus: Wikimedia Commons.


Fotos Deutsche Oper, Tischlerei: facebook.com/qulturberlin


28 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page