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Orchester der Deutschen Oper Berlin setzt musikalische Erinnerungsarbeit fort

Autorenbild:  Qultur Berlin Qultur Berlin

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde 1933 auch für viele Mitglieder des Städtischen Opernhauses, der Vorgängerinstitution der Deutschen Oper Berlin zum schicksalhaften Wendepunkt: Dirigenten und Opernmanager, Sänger*innen und Korrepetitoren – die beruflichen Diskriminierungen, Entlassungen und privaten Drangsalierungen zwangen viele Mitglieder des Hauses ins Exil.


Viertes Gedenkkonzert

Bereits drei Mal wurde deshalb in den letzten Jahren ehemaliger Mitarbeitender, darunter einige Orchestermitglieder, des Städtischen Opernhauses mit Gedenkkonzerten in der Tischlerei gedacht und ihr biografischer Weg nachgezeichnet. Initiator Bendikt Leithner, 1. Solo-Pauker des Orchesters, hatte in intensiver Recherche, u.a. im Bundesarchiv, Dokumente, Fotomaterial und weitere Materialien zutage gefördert sowie die Verlegung von Stolpersteinen auf den Weg gebracht.

Nun setzt das Orchester der Deutschen Oper Berlin am 9. Oktober 2023 mit einem Sinfoniekonzert - diesmal auf der Hauptbühne - die Reihe „Wider das Vergessen“ fort, mit der an Vertriebene und Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden soll. Das Konzert ist eine Hommage an die drei Dirigenten Fritz Stiedry, Paul Breisach und Kurt Sanderling, die bis 1933 am Opernhaus wirkten.


Kurt Sanderling kam als 18jähriger Korrepetitor 1931 an das Städtische Opernhaus. Paul Breisach und Fritz Stiedry dirigierten ab 1930 dort.

Breisach war Schreker-Schüler und hat an der Städtischen Oper Franz Schrekers „Schmied von Gent“ uraufgeführt. Fritz Stiedry leitete zuvor u.a

die Uraufführung von Arnold Schönbergs 2. Kammersinfonie. Alle drei verließen Deutschland nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten.


Ausstellung im Foyer

Neu ist auch eine begleitende Ausstellung in den Foyers der Deutschen Oper, die einzelnen der in den Gedenkkonzerten vorgestellten Personen nachspürt, und auch eine Liste zeigt mit allen bisher bekannten Angestellten des Opernauses, die entlassen und verfolgt worden sind.


Erste Berliner Tage des Exils

Das Sinfoniekonzert bildet überdies den feierlichen Abschluss der ersten Berliner „Tage des Exils“ – einer Kooperation zwischen der Körber-Stiftung Hamburg und der Stiftung Exilmuseum Berlin.


Programm

Unter der Leitung von Alexandre Bloch spielt das Orchester der Deutschen Oper Berlin Werke von Franz Schreker, Arnold Schönberg und Dmitri Schostakowitsch.

Zwischen den Werken, die alle biografische Bezüge haben, liest Margarita Broich aus persönlichen Dokumenten. Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, Schirmherr des Exilmusems, wird die Gäste begrüßen und mehr zum Exilmuseum erzählen.


Franz Schreker [1878 – 1934]

Vier kleine Stücke für großes Orchester (1932)

I. Timoroso: Lento

II. Violente. Vivace

III. Incalzando: Adagio

IV. Gradevole: Allegro

Arnold Schönberg [1874 – 1952]

Kammersymphonie Nr. 2 es-Moll, op. 38

I. Adagio

II. Con fuoco

- Pause -

Dmitri Schostakowitsch [1906 – 1975]

Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47

I Moderato

II Allegretto

III Largo

IV Allegro non troppo


Tagesaktuelle Informationen und Tickets unter:

Das Exilmuseum

Das in Gründung befindliche Exilmuseum wurde von einer Bürgerinitiative um Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller und Bundespräsident a.D. Joachim Gauck ins Leben gerufen, es stellt das NS-Exil in den Mittelpunkt und entsteht derzeit am Anhalter Bahnhof. Von den Nationalsozialisten verfolgt, flüchtete in dieser Zeit etwa eine halbe Million Menschen ins Ausland.

Unzähligen von ihnen gelang der Weg ins – hof-

fentlich rettende – Exil vom zentralen Anhalter

Bahnhof aus. Immer war es ein Aufbruch ins

Ungewisse, der manchmal ein Leben lang von

Fremdheit, Angst und Heimweh begleitet wurde.

Von den Menschen, denen dieses Schicksal

widerfuhr, möchte das Exilmuseum Berlin

erzählen – und dabei auch die Brücke zur Gegen-

wart schlagen:

Welche Verbindung besteht zwischen dem

Exil damals und heute? Und was können wir aus

der Geschichte für das Heute lernen?


Mehr zu den Gedenkkonzerten:



Fotos: Archivaterial zur Verfügung gestellt von Benedikt Leithner


Titelfoto: qulturberlin

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