top of page

Hallo Naxos, Ariadne hier! 

Naxos, eine der großen Inseln der griechischen Inselgruppe der Zykladen ist heute keine "wüste Insel" mehr, wie es noch in Richard Strauss' Oper "Ariadne auf Naxos" von 1912 heißt.

Karg bewachsen in den aufragenden Bergen, mit fruchtbaren Tälern, Weinanbau, Meiereien und Viehzucht, ist Naxos eine saftige Insel, die weißen Häuser der Stadt Naxos sind mit reichlich Rankenpflanzen verziert.

Es gibt viele antike Überbleibsel und Figuren, das Wahrzeichen ist die Portara, das auf einer vorgelagerten Insel weithin sichtbare Tor zu einem rund 2.500 Jahre alten unvollendeten Tempelbau.

Der moderne Tourismus zog hier erst in den 1980er Jahren ein. Frühe "Touristen" waren neben den zeitweiligen Eroberern der Insel, den Türken, Persern oder Venezianern, auch Theseus und Ariadne aus Athen.

Heute würde sich die von Prinz Theseus trotz Eheversprechens auf der Insel abservierte oder einfach "vergessene" Ariadne sicher beim Easygoing am hübschen Hafen oder am sonnigen, breiten St. George Strand recht wohlfühlen. Die Anzahl der ursprünglichen Tavernen und Sundowner trächtigen Strandbars hätte ihr die Wahl, wo sie ihr Leid in Signature-Cocktails oder griechischem Wein ertränken könnte, sicher nicht leicht gemacht und zu Ablenkung verholfen.

Doch was verschlug die Tochter des kretischen Königs Minos und seiner Gattin Pasiphaë, einer Tochter des Sonnengottes Helios, der Mythologie nach nach Naxos? Ariadne half Theseus, ihren Halbbruder Minotauros, ein Teilwesen aus Mensch und Stier, das Athen terrorisiert hatte und in einem Labyrinth eingesperrt war, dort aufzusuchen, zu besiegen und dank einer List auch aus dem Labyrinth wieder herauszufinden. Ein Copyright hätte sie sich dabei auf den berühmten rote Faden eines Wollknäuels eintragen lassen können, den sie Theseus als Navigationsinstrument im Labyrinth zur Verfügung stellte. Theseus und Ariadne flohen nach dem Attetat auf den Minotaurus und bei einem Zwischenstopp auf den Zykladen ließ er Ariadne am Strand von Naxos einfach zurück. Ariadne hielt ein Schläfchen bis sie der Weingott Dionysos fand, aufweckte und heiratete. Sie gründeten einen Familienbetrieb mit mehreren Söhnen, darunter Oenopion, der, halb Gott, den Weinbau förderte. Theseus ging ihr jedoch niemals aus dem Sinn.

Ariadne wurde in der Literatur, in der Bildenden Kunst und in der Musik vielmals zum Thema genommen. Von Tizian bis Tintoretto, Lovis Corinth bis Händel, Haydn oder Richard Strauss zieht sich das Ariadne-Motiv durch die Jahrhunderte.

In Hugo von Hofmannsthals Libretto der Strauss-Oper, die der sagenhaften Handlung ein komödiantischen Vorspiel mit Rahmenhandlung vorangestellt, treiben es die Autoren auf eine andere Spitze. Hier dient die Ariadne-Sage zu einem Streit um die Deutungshoheit von sogenannter hoher und leichter Kultur, ein theatertheoretischer Konflikt wird dramatisiert. Wie eine moderne Tourismus-Arbeiterin, Animateurin in touristischen Umfeld, fasst die Figur der Komödiantin Zerbinetta den Kern der Oper schließlich zusammen: "Das Stück geht so: Eine Prinzessin wurde von ihrem Bräutigam sitzengelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf der Insel befindet […] und sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung".

Wäre Ariadne heute hier auf Naxos, säße sie auf ihrem Familien-Weingut und würde über die jungen Weine 2019 bloggen, immer eine Träne nach Theseus im Knopfloch. Foto Ariadne, Evelyn de Mogan: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Ariadne_in_Naxos,_by_Evelyn_De_Morgan,_1877.jpg#mw-jump-to-license Foto Portara: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Entrace_To_The_House_Of_The_Gods_(60503192).jpeg Fotos: Qultur Berlin

48 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page