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"Komm, mach mal Licht!" Berlin ist helle

Autorenbild:  Qultur Berlin Qultur Berlin

Im Oktober, wenn die langen lichten Sommertage vorbei sind, badet die Stadt Berlin seit einigen Jahren noch einmal in einer herbstlichen Lichtfülle, die durch die gesamte Innenstadt strahlt. Gleich zwei Licht-Festivals sorgen für den Verbrauch vieler Watt und rücken Gebäude und Plätze in ein besonderes Licht. Berliner und Touristen aus aller Welt sind gleichermaßen verzaubert, wortwörtlich elektrisiert.

Doch das Spektakel ist nicht neu. Denn bereits 1928 gab es eine erste Lichtwoche in Berlin, die Fortschritt und moderne Technik propagieren sollte. Die Berliner Stadtwerke machten mit ihrer Elektropower und gewaltigen Neon- und Lichtreklamen an den Hotspots der Stadt die Nächte zu Tagen.


Als Clou der Veranstaltung vom 13.-16. Oktober 1928 gewannen die Veranstalter das Kreativteam der erst zwei Monate zuvor uraufgeführten „Dreigroschenoper“, die sich zum absoluten Schlager der Theatersaison 1928/29 erwiesen hatte, für den Signature Song des Festes. Kurt Weill und Bertolt Brecht schrieben zusammen den Song „Berlin im Licht“, der als Slogan der Lichtwoche diente.

"Komm, mach mal Licht, dann wollen wir doch auch mal sehen, ob was da ist, ob das ‚ne Sache ist, Berlin im Licht“, tönte der Refrain. Und „da“ war damals eine ganze Menge: Berlin erstrahlte im Licht von Neon-Reklameschriften, Scheinwerfern, Gaslaternen und Glühbirnen, die Schaufenster ausleuchteten. Brecht und Weill resümierten „Und zum Spazierengehen genügt das Sonnenlicht, doch um die Stadt Berlin zu sehn genügt die Sonne nicht. Das ist kein lauschiges Plätzchen, das ist eine ziemliche Stadt, damit man da alles gut sehen kann, da braucht man schon einige Watt. Na wat denn, na wat denn, was ist das für ne Stadt denn?".

Mit den nächtlichen Lichtbildern zeigte Berlin sich als progressive Metropole, eine Stadt, die niemals schläft. Die ausgehende Weimarer Republik mit Glanz und Transparenz und auch mit allem Elend zeigte sich in hellstem Licht. Bereits um 1900 hatten sich große Unternehmen der Elektroindustrie wie die AEG oder Siemens in Berlin niedergelassen. Mit der Industrialisierung wuchs die Stadt in den kommenden zwei Jahrzehnten und blieb auch nachts an vielen Orten taghell. Z.B. in den Fabriken, wo bei elektrischem Licht rund um die Uhr produziert werden konnte. Auch die Unterhaltungsbranche nutzte das Licht, Theater und Kinos lockten mit Licht an den Portalen zum Hereinkommen. Vor allem aber war das Festival eine riesige Werbekampagne für die Einführung der Elektrizität in den Privathaushalten.

Zur "Droge" Licht genossen die Berliner und ihre internationalen Gäste am 15. Oktober 1928, dem Höhepunkt des Licht-Spektakels die Musik gewordenen Helligkeit bei 10 Platzkonzerten, die zeitgleich an zentralen Plätzen in der Stadt begannen. Hier gelangte auch der Licht-Song von Kurt Weill zur Aufführung und wurde mit einem Schlag zum Schlager. Seine Schöpfer verließen Berlin 1933 mit Beginn der politischen Dunkelzeit auf der Flucht vor den Nationalsozialisten.

https://youtu.be/VXI9F-w5dec

91 Jahre später glüht Berlin im Oktober. BERLIN leuchtet e. V. (9. - 20.10.2019) und das Festival of Lights (11. - 20.10.2019) inszenieren die Stadt. Berlin bietet vollen Leuchtstoff, seine Monumente, Gebäude, Straßen und Plätze sind in Licht gehüllt oder dienen als Projektionsfläche. Nationale und internationale Künstler, Licht-Designer und Kreativ-Teams zeigen die Stadt buchstäblich in neuem Licht.

www.berlinleuchtet.com

https://festival-of-lights.de

Fotos: Qultur Berlin, 2018

www.facebook.com/qulturberlin

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