top of page

Kurt Weill - WANTED in Dessau

Zum 27. Mal findet zur Zeit in der Geburtsstadt des Komponisten Kurt Weill das ihm gewidmete Kurt Weill Fest statt. Mit der Revue WANTED, einem Gastspiel aus Prag, wurde das Festival am 1. März 2019 im Anhaltischen Theater in Dessau eröffnet.

Der Komponist sagte einmal über seine Kompositionen: „Ich habe gelernt, meine Musik direkt zum Publikum sprechen zu lassen, den unmittelbarsten, geradlinigsten Weg zu finden“. Eine Unterscheidung in ernste und unterhaltende Musik hielt er in diesem Zusammenhang nicht nur für überflüssig, für ihn gab es vielmehr nur „gute und schlechte Musik“. Dieser Maxime folgend präsentiert sich das Kurt Weill Fest in diesem Jahr mit 48 Veranstaltungen, an denen rund 600 internationale Künstler mitwirken, einem breiten Publikum. Das Festival gilt als bedeutendstes Musikfestival zur Musik des 20. Jahrhunderts in Mitteldeutschland.


„Mut zur Erneuerung“ ist das diesjährige Festival-Motto und natürlich ist auch das 100jährige Bauhaus- Jubiläum thematisch und geographisch im Festivalprogramm verortet.


"Weill auf die Bühne!" - lautet ein weiterer Festivalschwerpunkt

Mit unaufhaltsamem Enthusiasmus Neues für das musikalische Theater und damit auch für die Oper zu entwickeln, wurde Kurt Weill ein unermüdlicher Reformer des Musiktheaters in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weill hat eine Form der Oper angeboten, die Drama und Musik, klassische und populäre, auf Augenhöhe nebeneinander gestellt hat. Unter diesem Aspekt war die Eröffnungsrevue „WANTED“ am 1. März 2019 im Anhaltischen Theater ein Glücksfall, der Lust auf weitere zwei Wochen Weill in Dessau machte.

Mut zur Erneuerung hatten die tschechische Mezzosopranistin Dagmar Peckova und ihr künstlerisches Team aus Prag insofern, als dass sie augenzwinkernd, mit Charme und genügend Frechheit die oft (und gern!) gehörten Weill-Songs aus einem neuen Blickwinkel erzählen. Dagmar Pecková schlüpft in die Rolle des Mackie Messer und präsentiert den Verbrecher und Charmeur aus der Dreigroschenoper als Frau. Ja, auch Frauen können hinterhältig und kriminell sein.

Zwischen Varieté und Revue changierend ist der intime Rundvorhang in der Bühnenmitte ein idealer Ausgangspunkt für schnelle Szenenwechsel zwischen Bar und Bordell oder Flugzeugfabrik und Panzerfaust, Bombenhagel und Emigrantencafé, Zirkuszelt und Showtreppe. Projektionen auf dem Bühnenhintergrund mit Bezug auf die Entstehungszeit der Songs ergänzen Szene, Tanz und Musik zu einer großen Revue mit kleinen Mitteln.



Zusammen mit ihren Partnern Jiří Hájek, Marta Trpišovská, Michal Vodenka, dem Epoque Quartet und Orchestra und der Miroslav Hloucal Jazz Band lassen Dagmar Pecková und Dirigent und Pianist Jan Kučera den Schwung der Berliner Kneipen, Revuetheater, Clubs und Vergnügungs-Etablissements fulminant in großer Besetzung mit knackigem Haifisch-Biss erklingen. Doch auch die Transitzeit auf dem Weg in die Emigration und Weills Engagement für den amerikanischen War Effort im Zweiten Weltkrieg in Amerika sind Teil des musikalischen Panoramas. Dagmar Pecková zeigt die schnoddrigen, sentimentalen, pragmatischen Bühnen-Charaktere, für die Kurt Weill schrieb, mit empathisch-augenzwinkernder Chuzpe.

Das Ensemble aus Sängern und Tänzern holt Weills Songs aus der Entstehungszeit ins Heute und erzählt sie mit dem Wissen um den historischen Lauf der Zeit weiter. Da wohnen Soldaten im wahrsten Sinne des Wortes auf Kanonen, im Schlafanzug und mit dem Kanonenrohr im Kopf. Und wer hätte gedacht, als Weill 1928 mit Berlin im Licht einen großen Werbesong für die Stadtilluminierung schrieb, dass knapp 15 Jahre später die Lichtblitze der über Berlin abgeworfenen Phosphorbomben die Stadt aufs Schrecklichste illuminieren würden?

WANTED - Die Künstler haben Weill gesucht und neu erfunden!


Noch bis zum 17.3.2019 findet das Kurt Weill Fest in Dessau statt www.kurt-weill-fest.de



Fotos: Pressebüro Kurt Weill Fest Dessau

Fotos: Andreas Burkhardt

76 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page