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Liederabend für eine Dame: „Allein in einer großen Stadt“ im Schlosspark Theater

Aktualisiert: 27. Dez. 2019

Marlene gibt ein Konzert in Steglitz, das war tatsächlich so vor fast 60 Jahren im Titaniapalast. Jetzt ist sie zu Gast im Schlosspark Theater. Ein der Ur-Berlinerin und gleichzeitigen Weltbürgerin Marlene Dietrich gewidmeter musikalischer Abend, feierte am 17. November dort seine Gastspiel-Premiere.

„Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin!" schrieb Marlene Dietrich einst. Als Schauspielerin wurde sie nach ihrem sensationellen Debüt in Joseph von Sternbergs Film „Der blaue Engel“ 1930 zum Weltstar. Während ihrer "zweiten Karriere" als Sängerin hat Marlene Dietrich mit Konzerttourneen auf allen fünf Kontinenten in drei Weltsprachen gesungen. Sie erfand sich singend neu. Insbesondere die Songs aus ihrer Berliner Zeit, die in Zusammenarbeit mit Komponisten wie Friedrich Hollaender oder Mischa Spoliansky entstanden, waren dabei die Basis ihres musikalischen Fundus.

Die Schauspielerin Rita Feldmeier, langjähriges Ensemblemitglied des Potsdamer Hans-Otto-Theaters, hat sich bereits als Marlene in Pam Gems gleichnamigem Theaterstück des legendären Charakters angenommen. Nun zeichnete sie zusammen mit dem Pianisten Jörg Daniel Heinzmann ein musikalisches Porträt der Berlinerin Marlene Dietrich, die nur wenige Kilometer vom Schlosspark Theater entfernt in Schöneberg aufwuchs und dort auch begraben liegt. Jörg Daniel Heinzmann ist dabei der musikalische Motor des Abends. Ein exzellenter Begleiter am Klavier, leitet er im Duett mit Rita Feldmeier durch die Moderation, in der biografische Eckpunkte in authentischen und erfundenen Überleitungen in die Songs führen.

"ALLEIN IN EINER GROSSEN STADT" Marlene Dietrich (1901 - 1992) gilt als Hollywood- und Stilikone und ist eine der wenigen deutschsprachigen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, die auch international Ruhm erlangten. Ein Weltstar, nach dem sogar ein 1923 entdeckter Asteroid (1010) benannt war. Und dann gibt es eine ganz andere Seite der Marie Magdalene Dietrich - so ihr Geburtsname - die ihrer Heimatstadt zeitlebens eng verbunden war, wenngleich sie nur eine relative kurze Lebensspanne dort verbrachte. Musikalisches Fundament dieser besonderen Beziehung zu Berlin waren die Lieder, die sie als Kind und junge Schauspielerin dort hörte, lernte und sang. Rita Feldmeier und Jörg Daniel Heinzmann nehmen sich - nicht nur, aber besonders eindringlich - genau jener Lieder an, um sich den ebenso glamourösen wie bodenständigen Charakter des Weltstars aus Berlin und dessen nicht unkomplizierten Beziehung zu Berlin und seinen Bewohnern zu erschließen. Das Titel gebende melancholische Lied „Allein in einer großen Stadt“ von Franz Waxmann und Max Colpet) weist dabei ebenso auf die Lebensspuren der Dietrich hin wie Walter Kollos Operettenschlager „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“ aus der Operette „Wie einst im Mai“ von 1913. Und wie schön, dass damit auch an die Komponisten dieser Lieder aus einem vergangenen Berlin erinnert wird. Spoliansky und Hollaender mussten nach 1933 emigrieren, ebenso wie Franz Wachsmann und Max Colpet, das Autorenduo des Songs „Allein in einer großen Stadt“. Sie alle waren Berlin verbunden und prägten künstlerisch den Ruf der Stadt genau wie Marlene.1965 erschien bei der Plattenfirma Polydor eine LP "Marlene singt Berlin" mit Liedern, die Marlene Dietrich 1960 im Rias-Studio in Berlin eingespielt hatte: "Lieber Leierkastenmann", "Das war in Schöneberg", "Es gibt im Leben manchmal Momente", "Nach meine Beene ist ja ganz Berlin verrückt" und "Solang noch untern Linden". Marlene Dietrich lieferte die Begründung der Liedauswahl gleich mit, es handele sich um Lieder, "die ich liebe und die ich seit meiner Berliner Jugendzeit Wort für Wort und Ton für Ton im Gedächtnis behielt“. (…) "Ich hatte seit langem den Wunsch, diese Platte aufzunehmen, und ich bin glücklich, dass mein Wunsch Wirklichkeit ist. Es sind traurige, frohe, lustige und schmerzvolle Lieder. (...) Ich danke für die Worte und die Melodien, die ich mit Freude und mit Schmerzen singe."

Der Liederabend ist keine Revue, eher ein Erinnern in Musik an einen Berliner Weltstar, mit leiseren Tönen im ersten Teil. Im zweiten Teil trägt Rita Feldmeier Marlene Dietrichs "Konzert-Uniform", Paillettenkleid und weißen Pelz. Und da kommt der Abend richtig in Schwung, insbesondere, wenn sie wie einst Marlene Gilbert Becauds "Marie, Marie" oder Brels "Ne me quitte pas" in deutscher Übersetzung singt. "Sag mir wo die Blumen sind" wird zu einem der Höhepunkte. Da bietet das Duo Heinzmann - Feldmeier ein ganz großartiges Konzerterlebnis, am Ende vom Publikum zu recht sehr herzlich gefeiert.

Weitere Aufführungen im Schlosspark Theater, Schlossstr. 48, 12165 Berlin, am 24.11., 20 Uhr und 28.12., 16 Uhr.

www.schlossparktheater.de

Fotos: Pressestelle Schlosspark Theater / F. G. Schulze und André Störicko.

Qultur Berlin

Wikimedia Commons

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/43/Bundesarchiv_Bild_102-14627%2C_Marlene_Dietrich.jpg

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