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Mit Taktstock, iPad und Instagram - der junge spanische Dirigent Néstor Bayona überwindet Grenzen

Mit Taktstock, iPad und Instagram - der junge spanische Dirigent Néstor Bayona überwindet mit Musik und neuen Medien Grenzen.

Am 5. Januar steht Néstor Bayona das nächste Mal in der Berliner Philharmonie am Dirigentenpult und dirigiert ein Konzert der Deutsch-Skandinavischen Jugend-Philharmonie. Dabei wird er nicht durch eine große schwere Partitur blättern sondern mit der linken Hand über sein iPad wischen, das auf dem Notenpult vor ihm liegt. Bayona ist einer der wenigen Dirigenten, die sich dieser modernen Form des Partiturlesens widmet. Für den 33-jährigen Spanier, der nach Studien in Manchester und an der Universität der Künste seit fünf Jahren in Berlin lebt, ist das normal. „Erstens ist es ist viel leichter, ein iPad zu tragen, anstatt 10 Partituren“, lacht Bayona. „Außerdem geht das mit dem Blättern viel schneller. Und zweitens kann man mit einem iPad effizienter arbeiten. Ich glaube, dass die Welt der Musik auch in diese Richtung geht“.

Für das Konzert in der Philharmonie arbeitet er zum wiederholten Mal mit der Deutsch-Skandinavischen Jugend-Philharmonie, einem Klangkörper unter der Leitung von Peer Andreas Kähler, der regelmäßig junge MusikerInnen, Studenten und young professionals aus 25 Ländern in Orchesterkursen zusammenbringt. „Ich lebe für die Musik und ich liebe es, anderen Musik näher zu bringen“, betont Bayona. „Ein Dirigent ist eine Art Übersetzer zwischen dem Orchester und dem Publikum. Was auf dem Manuskript steht, muss ins Publikum“.

Dem ausgebildeten Pianisten und Dirigent ist es eine Herzensangelegenheit, Menschen die klassische Musik näher zu bringen. „Ich glaube sehr daran, dass Bildung die Gesellschaft besser macht. Wenn jedes Kind Zugriff auf Musik hätte, wäre unsere Welt ein besserer Ort“.

Während seiner Zeit an der Opéra de Marseille in der Spielzeit 2018/2019 hat er zusammen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Marseille rund 20 Schulen in den den sogenannten Banlieues, in sozialen Brennpunkten, besucht und dort musikalische Programme konzipiert, um junge Menschen Teilhabe an klassischer Musik zu ermöglichen. Für die Jugendlichen dort hatte der Dirigent zuvor Popsongs wie 'Thrift Shop' von Macklemore oder 'Thriller ' von Michael Jackson im Stil Beethovens geschrieben und so das Eis gebrochen. „Ich hatte das Glück, eine Familie zu haben, die meine Interessen unterstützt hat“, betont der junge Dirigent. „Viele andere Kinder hatten diese Möglichkeit nicht und deshalb möchte ich Musik mit anderen Menschen teilen. Für mich ist es immer faszinierend zu sehen, wie Jugendliche reagieren, wenn sie z.B. ein Stück von Beethoven hören“. Ebenso selbstverständlich wie das Musizieren über das iPad ist für ihn die Vernetzung in den sozialen Medien, um Musik zugänglich zu machen und einen Austausch zu ermöglichen. „Für mich ist Social Media privat hilfreich, um mich mit KollegInnen in London oder New York auszutauschen. Doch es auch ein tolles Medium, um eine Message zu kommunizieren. Und das mache ich mit Instagram. Ich versuche die klassische Musik den Menschen nah zu bringen“.

https://www.instagram.com/p/B5pGlgLAIDg/?igshid=symjl9stq74e Néstor Bayona ist seit fünf Jahren begeisterter Berliner. Kein Wunder, dass zu seinen Vorbildern auch Sir Simon Rattle zählt, der mit den Berliner Philharmonikern ein umfassendes Education Programm aufgebaut hat. Außerdem auch der Pianist Glenn Gould. „Beide sind auch der Grund, warum ich Musiker wurde“, erzählt Bayona. „Ich war so begeistert davon, wie sie die Musik ins Publikum brachten.

Meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich mit 8 Jahren Stühle im Wohnzimmer in Form eines Orchesters zusammengestellt hatte und so getan hatte, als ob ich ein Orchester dirigiere“.


https://vimeo.com/31111308?ref


Für Néstor Bayona ist dieser Traum längst Realität geworden. Auf ihn warten im Jahr 2020 spannende Aufgaben. Er arbeitet mit dem Nationalen Polnischen Radio Symphonie Orchester in Katowice and am Teatro Liceu in Barcelona assistiert er dem Dirigenten Henrik Nánási. Auch Konzerte mit den Bochumer Symphonikern und dem Staatsorchester von Transylvanien stehen in seinem Konzertkalender. Doch zunächst wird er zusammen mit den jungen Musikern in der Philharmonie im Beethoven-Jahr ein selten gespieltes Stück des Jubilars aufführen. Die Arbeit mit jungen Musikern ist für den jungen Dirigenten selbst ein Lernprozess: „Ich genieße die Kreativität von jungen Menschen und die Fragen die sie mir über Musik stellen, sehr. Manche davon sind so komplex, dass ich selber nachschauen muss und dabei Neues lerne." Und wo könnte Néstor Bayona in 10 Jahren dirigieren? „Vielleicht ein Orchester im Weltall. Und natürlich mit meinem iPad“, lacht der Dirigent.

Konzert am 5. Januar 2020 in der Philharmonie: https://www.berliner-philharmoniker.de/konzerte/kalender/details/53022/ Fotos von Néstor Bayona:

Marcus Witte

Peter C. Theis

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Foto Sir Simon Rattle:

https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Sir.Simon.Rattle.2.jpg#mw-jump-to-license


Foto Glenn Gould:

https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Glenn_Gould_1.jpg


Néstor Bayona auf Facebook: https://de-de.facebook.com/nestorbayona.official Redaktioneller Beitrag ohne Auftrag / keine bezahlte Werbung

facebook.com/qulturberlin

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