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Prägende Protagonistinnen: Ingeborg Hunzinger - Rosa Luxemburg

Zum 10. Todestag der Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, die am 19. Juli 2009 starb, ist im Juni 2019 bei artesinex eBook publishing der Titel „Hunzinger - Luxemburg. Zwischen Kunst, Liebe und Revolution“ erschienen.

Hunzingers Werke sind im Berliner Stadtbild präsent. Ihr bekanntestes Werk ist der "Block der Frauen" in der Rosenstraße in Mitte. Hunzinger war mitten in der Vollendung eines besonderen gestalterischen Herzenswerkes begriffen, einer Skulptur Rosa Luxemburgs, als sie vor 10 Jahren starb. So knüpft die Veröffentlichung die Verbindung zu Rosa Luxemburg. Im 100. Todesjahr ist die Politikerin und Sozialistin präsent wie nie im kollektiven öffentlichen Bewusstsein. Ihre Ermordung stand am Anfang eines wegweisenden Jahres, dessen Ereignisse und deren Folgen mit Sicherheit auch in Leben und Werk der 1915 geborenen Bildhauerin Ingeborg Hunzinger ausstrahlten.

Die Fotografin und Herausgeberin Rengha Rodewill stellt Rosa Luxemburg die 1915 in Berlin geborene Bildhauerin und Sozialistin Ingeborg Hunzinger als Schwester im Geiste an die Seite, und dokumentiert Leben und Schaffen der Künstlerin im Kontext des Verlaufs der Deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Zum Dreh- und Angelpunkt wird hier das Bemühen Hunzingers, in betagtem Alter ihr künstlerisches Schaffen, das insbesondere zu DDR-Zeiten auch stetig sozialistische Reflexion war, mit einer lebensgroßen Skulptur Rosa Luxemburgs zu beschließen, die sie sehr verehrte. Von dem unvollendet gebliebenen Werk gibt es leider keine Abbildung.

Ansonsten ist das E-Book reich, teils mit seltenem Fotomaterial, bebildert.

Was aber verbindet Hunzinger und Luxemburg?

„Zwischen Kunst, Liebe und Revolution“ - der Untertitel der Publikation mag für die bewegten Lebensläufe beider Protagonistinnen gelten. Beide werden mit biographischen Skizzen und Erläuterungen der politischen Umstände zur Zeit ihres Wirkens eingeführt. Eine Werkschau Hunzingers ist ausgewählten Briefen Rosa Luxemburgs gegenübergestellt, ergänzt durch Abbildungen und Zeichnungen Luxemburgs. Außergewöhnlich, fast liebevoll sind die verschlagworteten Kurz-Charakterisierungen jeweils zu Kapitelbeginn gestaltet.

Neben der politischen Position als Sozialistinnen bzw. Kommunistinnen ist beiden ein zutiefst empathisches Menschenbild und die Fähigkeit, dieses künstlerisch zu reflektieren und artikulieren, eigen. Im Falle Rosa Luxemburgs wird diese Seite der politisch Kämpfenden in ausgewählten privaten Briefen an Lebenspartner, Geliebte und Freundinnen dokumentiert. Zu den wichtigsten Menschen in ihrem Leben stand sie in engem Briefkontakt. Nicht nur mit Worten sondern auch mit Zeichnungen überwindet sie hier räumliche und menschliche Distanzen. Die emotionale Ansprache spiegelt Luxemburg liebend, verletzlich, humorvoll. Sie zeigt sich als Advokatin der Tiere und Pflanzen und als ebenso fordernden wie überschwänglich gebenden Menschen. Prägende Lebensmenschen Luxemburgs wie Leo Jogiches und Kostja Zetkin sind in teils bisher unveröffentlichten Fotos abgebildet.

Ebenso stark wie bei Rosa Luxemburg ist der humane wie künstlerische Wille Ingeborg Hunzingers in ihrem bildhauerischen Werk sichtbar. Ein durch die politischen Verhältnisse, Verfolgung und Krieg sowie Neuanfang in der jungen DDR und künstlerischen Austausch mit anderen Künstlern wie z.B. Fritz Cremer oder Käthe Kollwitz geprägter langer Lebensweg findet Ausdruck in ihren Werken, die an markanten Stellen im Berliner Stadtraum sichtbar sind. Ihr wichtigstes Werk „Block der Frauen“ erinnert an den Protest der Frauen gegen die Verhaftung und drohende Deportation ihrer jüdischen Ehemänner und Angehörigen in der Rosenstrasse 1943. Die Herausgeberin dokumentiert mit zahlreichen Fotos dieses und andere Kunstwerke Hunzingers und stellt einen gedanklichen Kontext zu ihrer Entstehung und Rezeption her. Besonders berührend sind die Fotos, die Hunzingers Lebensstationen nachzeichnen und die Künstlerin bereits in hohem Alter in ihrem privaten und Schaffensumfeld zeigen.

Die Veröffentlichung nähert beide Protagonistinnen einander an. Sprechen doch beide durch ihre Werke / Taten in einer jeweils eigenen Sprache zu den Menschen. Und beide verbindet die Stadt Berlin als Schicksalsort und Projektionsfläche der eigenen Arbeit und Existenz. So mag auch die Rosa Luxemburg zugeschriebene Maxime für beide gelten: „Man kann die Menschen nur richtig verstehen, wenn man sie liebt“. Schwestern im Geiste!


Format: ePUB (lesbar auf allen eReadern).

Erscheinungsdatum: 25.6.2019

Dateigröße: 19289 KB

zahlr. Farb- und s/w Abbildungen

Preis: 13,99 Euro

ISBN: 978-3-9820572-5-5

www.artesinex.com


Fotos: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Skulptur_Rosenstr_(Mitte)_Block_der_Frauen_Ingeborg_Hunzinger.jpg


Fotograf: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/User:OTFW

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