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Raus aus dem Graben - Musik in der Tischlerei

Aktualisiert: 13. März 2019

Die Reihe der Tischlereikonzerte an der Deutschen Oper Berlin begeht in dieser Saison ein Jubiläum. Die Kammermusikreihe in der kleinen Spielstätte der Deutschen Oper Berlin feiert in dieser Spielzeit ihr fünfjähriges Bestehen. Anlass für ein Gespräch mit den Kuratorinnen der Reihe Manon Gerhardt, Bratsche und Magda Makowska, Vorspielerin der 2. Geigen im Orchester der Deutschen Oper Berlin.



Die Reihe ist Teamwork, ein Projekt des Orchesters der Deutschen Oper Berlin, stellvertretend kuratiert von den beiden Musikerinnen quasi als Doppelkonzert für Bratsche und 2. Geige. Die Bratschistin und ihre Kollegin aus der Geigergruppe gehen nicht nur gemeinsam jeden Montag zum Yoga, sie sind auch überzeugt: „Kammermusik ist Yoga für OrchestermusikerInnen.“

Manon Gerhardt lacht. „Während der Vorstellungen im Opernhaus sind wir Musiker in Gruppen zusammengefasst, hier werden wir solistisch gefordert“, klärt sie den ungewöhnlichen Vergleich auf. „Man ist näher an der Musik dran. Es fördert eine andere Art des Zuhörens und miteinander Kommunizierens.“

Sechs Tischlereikonzerte gibt es pro Saison. Der besondere Reiz daran ist, dass vier davon dramaturgisch an die Premieren oder Wiederaufnahmen der Spielzeit angegliedert sind. Das ist für eine Kammermusikreihe an einem Opernhaus so einzigartig.


Das ganze Orchester ist involviert, Makowska und Gerhardt sammeln Ideen und Vorschläge, konzipiert wird dann gemeinsam. „Es klingt nach Werkstatt, und das ist unsere Reihe ja auch, eine Klangwerkstatt“, beschreibt Magda Makowska die Herausforderung, die gleichzeitig Chance ist, die Spielstätte in der ehemaligen Tischlerei der Deutschen Oper Berlin. Manon Gerhardt ergänzt: „Tatsache ist, dass die Tischlerei ja als Spielstätte für unterschiedlichste Produktionen dient und wir stets eine andere Umgebung vorfinden. Überall stehen Dekorationen und Versatzstücke herum und wir müssen dann einen Platz zum Musizieren finden.“ Für das Publikum ist das doppelt interessant. Einen Dresscode gibt es nicht, die Musiker kleiden sich anlassbezogen, aber legerer als im Orchestergraben.

Ein Konzert in der Reihe nennt sich ‚Spotlights‘, und da spielen wir nur Werke, die sich die Kollegen gewünscht haben“, sagt Manon Gerhardt. „Das kann dann sehr bunt und breit gefächert sein, reicht vom Bläseroktett bis zur Jazzband und wird vom Publikum wahnsinnig gerne angenommen.“


Als Gäste verstärken oftmals Künstler aus Tanz und Literatur, Rezitation die einzelnen Konzerte. Die Vermischung der künstlerischen Formen macht den besonderen Reiz der Reihe aus, eine solche Bandbreite ist in Berlin schwer anderswo zu finden und bereitet den Organisatorinnen sichtlich Spaß.

Generalmusikdirektor Donald Runnicles unterstützt seine MusikerInnen und dirigiert, wie z.B. kürzlich Arnold Schönbergs bahnbrechenden Zyklus „Pierrot Lunaire“, auch selbst einige der Konzerte.

Und es gibt sogar Platz zum Improvisieren. Als bei einem Programm über Alma-Mahler-Werfel die Moderatorin ausfiel, hat Manon Gerhardt das kurzerhand selbst übernommen. „Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, ich habe mir einen Tisch und eine Lampe hingestellt, und dann Alma Mahler-Werfel in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit vorgestellt."

Doch die beiden Kuratorinnen gehen noch einen Schritt weiter. „Irgendwann einmal, wollen wir mit der Reihe den Schritt hinaus wagen, die Werkstattszenerie verlassen und überall in der Stadt präsent sein, Räume aufgreifen, dem Orchester im Stadtraum ein Gesicht geben“, träumt Manon Gerhardt.


Manon Gerhardt, links und Mada Makowska, rechts in der Bühnenszenerie zu "Pierrot Lunaire" am 4. März 2019.

Fotos: Qultur Berlin


https://youtu.be/AVatKQgXLCo

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