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Vorsichtiges Entdecken - im Brücke-Museum "Max Kaus. Unter Freunden"


Erster Museums-Besuch nach dem Shutdown. Das Brücke-Museum in Dahlem liegt zusammen mit dem Kunsthaus Dahlem am Rand des Grunewalds. Perfekte Bedingungen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie sich ein Museumsbesuch in Pandemie-Zeiten anfühlt.

Die erste Begegnung ist absolut kontaktlos. Im Internet wird ein Zeit-Slot reserviert, der ein Zeitfenster für 90 Minuten Anwesenheit im Museum am Wunschtag öffnet. Maximal ist die Reservierung für zwei Personen möglich.

Vor dem Museum wird die Reservierung abgefragt, Eintritt und Ticketerwerb mit Abstand und Maske. Ein Mitarbeiter weist den Weg und checkt, wann die Besucher-Vereinzelung den Zutritt in die Ausstellungsräume möglich macht.

Ab und an ertönt eine Durchsage mit Hinweis auf die Verweildauer von 90 Minuten und die Bitte um Wahrung des Abstands, der im gesamten Verlauf gut gelingt, mit Ausnahme einer Besucherin, die trotz kleiner Besucherzahl und viel Platz, immer wieder zu nahe heranrückt. Vielleicht nimmt sie den Titel der Ausstellung "Unter Freunden" zu streng?



Die aktuelle Ausstellung „Max Kaus. Unter Freunden“ sollte ursprünglich am 30. März eröffnet werden. Anlässlich einer großzügigen Schenkung von Sigrid Kaus von 20 Gemälden des Künstlers Max Kaus (1891–1977) würdigt das Brücke-Museum sein

vielschichtiges Werk mit einer Ausstellung. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Sigrid Kaus sind Kunstwerke zu erleben, die bisher noch nie in einer Ausstellung zu sehen waren und so einen neuen Blick auf den Künstler ermöglichen.


Gezeigt werden Gemälde, Druckgrafiken und Aquarelle aus den Jahren 1911

bis 1975, von seinem expressionistisch geprägten Frühwerk bis zu seinem

zur Abstraktion neigenden Spätwerk. Ihnen gegenüber treten Werke von Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller und Max Pechstein.

Durch den Dialog zwischen den Werken der Künstlerfreunde spürt die Ausstellung dem weitgespannten Netz an Personen und Bildern nach, die

Max Kaus umgaben.


Der erste Teil der Ausstellung stellt ausgehende von den 20

neuerworbenen Gemälden die Entwicklung von Kaus` malerischem Werk dar.

Unter den hier gezeigten Exponaten befinden sich u.a. zwei Werke seines frühen Œuvres („Portait Turu“ von 1911 und „Ernst Weitzel mit der Seglerjacke“ von 1913), die bislang noch nie in Ausstellungen zu sehen waren, sowie zehn Gemälde aus seinem, heute nur noch wenig bekannten, Spätwerk der 1940er- bis 1970er-Jahre. Der Künstler selbst hat stets die Kontinuität seines künstlerischen Schaffens betont: Alle Arbeiten seien von „Natureindrücken“ und seinem „Wunsch nach einer

Geordnetheit im bauenden Sinne“ bestimmt. Die Ausstellung lädt ein, sich hiervon ein Bild zu machen und den Blick insbesondere auf sein sich zur Abstraktion wendendes Spätwerk zu richten. So inspirierten Kaus

beispielsweise in den 1950er-Jahren Reisen an die Nordsee zu abstrakten Kompositionen, die ihren klaren Bezug zum Gegenstand zugleich nie aufgeben. Ein Beispiel für diese Werkgruppe ist das Landschaftsgemälde

„Wattenmeer“ von 1952, in dem der Künstler Land, Meer und Himmel in geschwungenen Formen und Farben miteinander verwebt. Ab der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre entdeckte Kaus Rom als Urlaubsziel sowie als

Inspirationsquelle für seine künstlerische Arbeit. Die antiken Bauten und Ruinen faszinierten den Künstler und verhalfen ihm zur Entwicklung einer neuen, abstrakteren Bildsprache. So nimmt Kaus in seinem Gemälde „Gelbe Fassade, Rom“ (1959) beispielsweise Mauerstrukturen eines römischen Gebäudes als Ausgangspunkt für ein neues Form-Farb-Gefüge. Dieses große Wandbild beeindruckt besonders und steht in deutlichem Kontrast zu den frühen Landschaftsbildern.



Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich der Freundschaft zwischen Kaus und den Brücke-Künstlern. Er lernte Erich Heckel während des Ersten Weltkriegs kennen. 1919 machte ihn dieser mit Karl Schmidt-Rottluff

bekannt, 1920 lernte er schließlich auch Otto Mueller und Max Pechstein kennen. Anhand verschiedener Themenfelder wird der facettenreiche Austausch zwischen Kaus und den Brücke-Malern beleuchtet. Der Blick reicht vom Motiv der Badenden, über die vielseitigen

Umsetzungsmöglichkeiten der Lithografie bis hin zu Kaus’ Mitwirken an einer von Schmidt-Rottluff 1926 geplanten Künstler- und

Ausstellungsgemeinschaft. Besonders gut sichtbar wird die gegenseitige Wertschätzung von Kaus, Heckel und Schmidt-Rottluff in den Freundschaftsgaben, die sie einander machten. So widmet sich ein Ausstellungskapitel speziell den Werken, die sich die Künstler über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten gegenseitig schenkten. Einige

dieser Freundschaftsgaben sind mit handschriftlichen Widmungen versehen, die die enge Verbundenheit der Künstlerkollegen zum Ausdruck bringen. Max Kaus überließ beispielsweise zur Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit in Ostende, wo er und Heckel während des Ersten Weltkrieges als Sanitäter stationiert waren, seinem Freund einige Holzschnitte und

Lithografien, die er seinerzeit in Flandern geschaffen hatte.


Im Brücke-Museum befindet sich Kaus buchstäblich im Haus seiner Freunde.

Diese Verbindungen verdeutlicht nicht zuletzt die Anzahl von Werken des Künstlers, die es besitzt. Erste Werke gelangten bereits 1966 durch Erich Heckel ins Brücke-Museum. Von den 180 Arbeiten von Kaus, die heute zur Sammlung des Brücke-Museums gehören, sind insgesamt 31 Gemälde. Das

Brücke-Museum schätzt sich somit glücklich, das größte museale Konvolut an malerischen Werken des Berliner Künstlers in seinem Bestand zu wissen - Max

Kaus ist im Kreis seiner Freunde angekommen.

Fazit: Mit Abstand kommt man den Exponaten trotzdem sehr nahe, das Team des Brücke-Museums ermöglicht mit seinem vorsichtigen und gut organisierten Sicherheitskonzept ein unbeschwertes Eintauchen in die Ausstellung.


Hinweise des Museums:

Zum Schutz der Besucher*innen

und Mitarbeiter*innen werden Einlassbeschränkungen und

Abstandsregelungen eingeführt. Das Hygienekonzept wurde entsprechend der aktuellen Situation überarbeitet. Das Brücke-Museum plant nach der Eröffnung, die derzeit nur am Freitag und Samstag (jeweils 11-17 Uhr, bitte online ein Zeitfenster buchen) den Besuch ermöglicht, eine weitere schrittweise Öffnung, um sich auf das Besucherverhalten einstellen zu können und Mitarbeiter*innen, die zu den Risikogruppen gehören, zu schützen. Parallel arbeitet das Team des Brücke-Museums weiterhin an

Online-Vermittlungsformaten. Mit der Eröffnung der neuen Ausstellung wird das Spektrum des bisherigen Online-Angebots erweitert werden können.


Das Café im benachbarten Kunsthaus Dahlem ist geöffnet: www.cafe-im-kunsthaus-dahlem.de


Bussardsteig 9

14195 Berlin

www.bruecke-museum.de


Redaktioneller Beitrag von facebook.com/qulturberlin / keine bezahlte Werbung


Fotos: Pressestelle Brücke-Museum, Selbstbildnis 1919 und Rom


Foto Brücke-Museum Aussenansicht: Qultur Berlin


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