Unter dem Titel „Reaching Out for the Future. Zukunftsfantasien um 1900“ unternimmt das Charlottenburger Bröhan-Museum ein Reise in die verbildlichte Imagination von Zukunft, wie man sich diese um 1900 vorstellte.
Der Blick auf Zukunftsvisionen in der Kunst und populären Grafik um 1900 fällt auf retrofuturistische Bilder, Filme, Bücher, Kostümentwürfe und Filmplakate. Expeditionen zum Mond, Besiedlung anderer Planeten, Unterwasserwelten und vollautomatisierte Städte – an der Schwelle zum 20. Jahrhundert schien die Welt voller Verheißungen. Das moderne Maschinenzeitalter hatte begonnen und hielt scheinbar unerschöpfliche Möglichkeiten bereit. Auch wenn der Mond die Fantasie vieler Menschen beflügelte, richtete sich der Blick doch auch immer wieder auf die Erde und deren Zukunft.
Zeichner und Karikaturisten nahmen das Jahr 2000 ins Visier. Ihre futuristischen Zeichnungen waren beliebte Sammelbilder, die als Papierkarten in Zigaretten- oder Schokoladenpackungen in Umlauf gebracht wurden. Auf humoristische Weise zeigen Ansichtskarten und Postkartenmotive überflutete Städte wie „Wenn Paris am Meer wäre“ oder „Ein Ausflug in der Zukunft“.
Auch heute kurios anmutende Unterfangen gehören in die abgebildeten Zunkunftsträumereien. So stellte man sich vor. Mit Stickstoffdünger turmhohe Kohlköpfe und tonnenschwere Kartoffeln wachsen zu lassen, die den Jahresbedarf einer vielköpfigen Familie decken könnten. Die Ausstellung „Reaching Out for the Future“ ist zugleich der Ausgangspunkt eines großen Outreach-Projektes am Bröhan-Museum, das individuelle und kollektive, gesellschaftliche und soziale Zukunftsentwürfe erforschen will. Im Rahmen einer Sommertour wird ein mobiles Zukunftslabor in verschiedenen Berliner Bezirken präsent sein und mit Workshops und Sonderveranstaltungen zum Nachdenken und Mitgestalten einladen. Visionen und Wünsche der Stadtgesellschaft, die hier Gestalt annehmen, finden als wachsendes Zukunftsporträt wiederum Eingang in die Ausstellung. Am Ende der Ausstellung werden die gesammelten Zukunftsentwürfe in einer Zeitkapsel verschlossen und für die nächsten 100 7 im Museum archiviert.
Kurator: Nils Martin Müller
Bröhan-Museum
Schloßstraße 1a, 14059 Berlin
Ausstellung vom 19. Juli bis 27. Oktober 2019
Öffnungszeiten: Di bis So von 10 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen
www.broehan-museum.de
Fotos: Pressestelle Bröhan-Museum
Radiofrau 1925 Fotografie Sammlung Peter Weiss, www.postcard-museum.com
Une excursion à Rouen um 1909 Postkarte Lederer & Popper, Prag Sammlung Peter Weiss, www.postcard-museum.com
Düngt mit Kalkstickstoff Postkarte um 1910 Verlag: Julius Friede, Berlin Sammlung Peter Weiss, www.postcard-museum.com